Die folgenden Tipps sind nicht spezifisch auf ein bestimmtes Thema, eine Klassenstufe oder Altersgruppe zugeschnitten. Deshalb bitte anpassen in Tempo, Schwierigkeit, Ausgestaltung, wo nötig und geboten.

Stabile Prozesse

Um unnötige Reibungsverluste zu minimieren, sind Standards immer eine gute Idee. Es hilft Kindern, wenn sie sich nicht auf Nebengeräusche und das Grübeln darüber konzentrieren müssen, was nun bis wann wie in welcher Form zu tun oder zu lassen ist, sondern sie sich mit voller Power auf den Inhalt stürzen können.

In der nachfolgenden Tabelle sind Beispiele, die mir in den letzten Tagen so oder so ähnlich vor die Linse gekommen sind. Ich will kurz erklären, was ich mit „Nebengeräuschen“ meine:

The Definition of Done

Dieser Begriff auf dem agilen Projektmanagement beschreibt, wann man eine Aufgabe als vollständig und richtig gelöst ansehen kann/darf.

Den Kids fehlt momentan der Rückkanal, auf dem sie im Unterricht kommunizieren können, wenn sie etwas nicht verstanden haben (und wenn‘s nur ein ausgiebiges Stirnrunzeln oder renitentes Gemurmel/Geseufze ist). An diese Stelle muss also etwas anderes treten, das einem Kind erlaubt, selbst einzuschätzen, wie gut es seine Aufgabe erledigt und wie gut es den Stoff verstanden hat. In Zeiten, wo das Lösungsbuch bei Amazon schneller bestellt ist, als man „Kompetenzorientierung“ sagen kann, ist das besonders wichtig. Denn Lösung abschreiben, kurz drüber lesen, „fühlt sich plausibel an“ führt kaum zum tieferen Verständnis, das wir eigentlich erreichen wollen.

Bei manchen Aufgaben ist das natürlich selbsterklärend: Eine Mathematikaufgabe ist dann richtig gelöst, wenn das richtige Ergebnis rauskommt. Aber vielleicht gehört zur Definition of done z. B. auch dazu, dass man seinen Rechenweg gut erklären kann, um Zufallstreffer zu minimieren.

Es wird aber umgehend schwieriger, wenn z. B. Vokabeln gelernt werden sollen: Wenn ich von 50 Vokabeln eine nicht wusste, ist es nicht so schlimm. Wenn aus zehn aber zwei nicht gewusst wurden, sieht das anders aus. Eine mögliche Definition of Done wäre z. B. in diesem Anwendungsfall „In Kapitel 12 darf es beim Abfragen höchstens 3 Vokabeln geben, die Du nicht weißt“. Wie man sieht, kann man die Definition of Done verschieden auslegen – bei Vokabeln kann man z. B. festlegen, dass die Aufgabe „Vokabeln lernen“ dann erledigt ist, wenn man mit null Fehlern durch einen Durchgang kommt.

Beispiel für ein Standard-Dokument zur Aufgabenverteilung

Methoden & Formate Corona-Style

Nachfolgende ein paar Ideen, wie man Methoden digitalisieren kann bzw Inspirationen für neue Methoden, die man im Schulunterricht so nicht durchführen kann, weil: is nich. Ein paar Methoden sind aus meinem schon existierenden Dokument „Lernen daheim“ entnommen – sie gelten für diesen Kontext natürlich gleichermaßen. Wie immer gilt: Es sind Ideen und Inspirationen, fühlt Euch frei, zu ergänzen, zu verändern, anzupassen und vor allem ohne Berührungsängste mit den neuen Medien herumzuprobieren.

Nicht Tipp, trotzdem Anliegen: Liefert Material so, dass nicht jedes Blatt/Material ausgedruckt werden muss. Viele Familien haben keinen großen PC/Laptop, sondern regeln mittlerweile alles übers Smartphone. Und sie haben ggf. auch keinen Drucker bzw. keine Lust, täglich 20 Seiten auszudrucken.

just my 2 cents

Methode #1: Mind Map

Diese „Methode“ eignet sich, um einen Überblick über ein bestimmtes Thema zu erlangen. Das Hauptthema schreibt man in einen Kreis in die Mitte. Davon zweigen sich dann „Unterknoten“ ab, wo die Kids alles aufschreiben sollen, was ihnen dazu einfällt. Hier schnell ein Beispiel aus meinem Arbeitsalltag:

Nein, Ergonomie ist nicht „schöner Wohnen“…

  • Eine Mind Map zusammenfassend zu einem Thema anzufertigen, kann eine gute „Selbstkontrolle“ sein: Sind alle wichtigen Aspekte untergebracht?
  • Mind Maps können auch mit einem Lernpartner getauscht werden.
  • Auf Lernplattformen mit einem geteilten Whiteboard können auch gemeinsam Mind Maps erstellt werden. Ist meistens ein heilloses Durcheinander, aber egal. Der Punkt ist, dass alle drüber nachdenken, was rein muss 🙂

Methode #2: Wissenslandkarte

Ähnlich wie bei einer Mind Map wird nun eine Landkarte gemalt und alles, was man dazu weiß, wird in Gebäude, auf Straßen oder in einem düsteren Wald (wo man sich nicht so gut auskennt) untergebracht. Als Beispiel hier unsere Map zur französischen Revolution:

Tipp: Abstimmung

  • Die Landkarten können als Foto abgegeben und in eine Bildergalerie gepackt werden (PowerPoint: Je Folie 1 Bild).
  • Dann als PDF an die Kids zurücksenden und jeder darf 5 Stimmen vergeben (Zeitraum vorher festlegen und kommunizieren!).
  • Technisch geht das z. B. ganz einfach über ein Doodle, bei dem die einzelnen Optionen eben die Namen der Kinder sind.
  • Achtung: Namen ohne Nachnamen benutzen!

Methode #3: Kopfstand

Diese Methode eignet sich, um ein Thema, das schon gut beherrscht wird, zu festigen. Es läuft in zwei Stufen ab:

  1. Phase 1

    Person A (kann Lehrer oder ein Mitschüler sein) verfasst einen Text oder mehrere Aussagen, in die sachliche Fehler eingebaut wurden. Das können ganz offensichtliche und ganz doofe Fehler sein, oder auch sehr ausgefuchste. Je nach Aufgabe kann man auch verlangen, dass die Fehler möglichst unauffällig eingebaut werden sollen.

  2. Phase 2

    Person B (Schüler) bekommt den Text/die Aussagen und muss nun die Fehler finden und korrigieren. Das eignet sich als Aufgabe Lehrer-> Schüler, aber auch als Partnerarbeit in zwei Stufen, wo jeder seinen „falschen“ Text an denjenigen sendet, der in der Klassenliste unter ihm steht (und der letzte in der Liste natürlich an den ersten in der Liste).

Methode #4: Zeitungsseite

Um ein Thema gut zusammenzufassen, eignet sich die Titelseite einer beliebigen Tageszeitung. So geht‘s:

  • Auf einem weißen Blatt Papier Kästen für Headline, Textkästen, Zeichnungen etc. vorzeichnen.
  • Dann darf das Kind unter Zuhilfenahme aller Materialine (Hefte, Bücher, Arbeitsblätter, Youtube) die Zeitungsseite befüllen.
  • Wenn man verschiedene Themen bearbeitet hat, kann man am Ende alle Seiten zu einem Gesamtkunstwerk zusammenheften bzw. per PDF digitalisieren.
Beispiel

Hintergrund:

Die Übung mit dem Titelblatt eignet sich dazu, ein Thema zusammenzufassen, weil es das Kind dazu bringt, aus einem großen Themengebiet eine Auswahl zu treffen (denn es gibt ja nur EINE Überschrift und EINE Zeichnung). Um zu entscheiden, was relevant ist und was nicht, dazu muss man sich mit dem Thema einfach befasst haben.

Methode #5: Spickzettel

Das ist so einfach wie nur was: Man stelle sich vor, in der Post-Corona-Ära gibt es eine Prüfung, z. B. in Mathe über die binomischen Formeln. Die Aufgabe ist, pro Thema einen Spickzettel zu erstellen. Spielregeln:

  1. Der muss in eine Handfläche passen, sonst ist es kein guter Spickzettel.
  2. Das heißt also, eine Größe von 5×5 cm (oder 10×10 Kästchen).
  3. Wenn der Spickzettel fertig hat, kommt Aufgabe 2: Größe des Spickzettels halbieren.
  4. Optional: Wer einen gemeinsamen Online-Workspace hat, möge ein Foto vom Spickzettel in der Handfläche hochladen.

Methode #6: Liebes Tagebuch…

Gut für: Personen aus der Geschichte, Kunst, Literatur, die näher erarbeitet werden sollen. Die Aufgabe ist, Tagebucheinträge zu verfassen, die von der berühmten Persönlichkeit verfasst wurden. Dabei kann es verschiedene Schwerpunkte geben:

  • Allgemeiner Eintrag an einem verregneten Sonntagnachmittag (zur Erfassung der Person, ihrer Lebensumstände, der Zeit, in der sie lebte)
  • Eintrag zu einem festgelegten Datum (geschichtliches Ereignis)
  • Zwei Einträge, die eine Entwicklung aufzeigen (z. B. Einstein als junger Mann, Einstein kurz vor seinem Tod)
  • Mehrere Einträge in einer besonders spannenden Zeit als Zeitzeugen

TIPP

Wer sagt eigentlich, dass nur Menschen Tagebuch schreiben? Hat wohl die Guillotine während der französischen Revolution Tagebuch geschrieben? Ich glaube schon, leider sind die Tagebücher verschollen… Das geht für verschiedenste Gegenstände, z. B. die Badewanne von Archimedes, der Apfel von Isaac Newton…

Methode #7: Hundegemeine Fragen

Um der Klasse ein wenig Wir-Gefühl zu geben, kann man Klassen-Challenges ausrufen. Das Schwierigkeitsniveau sowie der Grad an Selbstorganisation schwanken natürlich sehr, deshalb: einfach mal ausprobieren und draus lernen J

Als Vorschlag habe ich z. B. folgende Idee im Angebot:

  • Klasse in Vierergruppen teilen (Teilung vorher festlegen, das funktioniert nicht selbstorganisiert).
  • Jede Gruppe hat die Aufgabe, zum Thema x eine gemeine und hundeschwere Frage auszuhecken. Bis zu einem definierten Zeitpunkt sollen die Fragen fertig sein.
  • Über ein Videoportal (z. B. Zoom) kann man die Kids zu einer Videokonferenz bitten und sich als Lehrer vor der Kamera den Fragen stellen.
  • Damit man nicht „schummeln“ kann, werden die Fragen erst per Mail versendet, wenn der Stream schon läuft. -Und dann: Good luck! 🙂

Methode #8: TikTok macht Schule

Ja, man kann über TikTok viel Schlechtes sagen. Aber was man Gutes sagen kann: Die Kinder finden es klasse und 15-60 Sekunden zwingen einen zur didaktischen Reduktion.

So geht‘s:

  1. Einen TikTok-Account anlegen und auf privat stellen.
  2. Den Schülern per Rundmail den eigenen Account-Namen mitteilen.
  3. Die Schüler folgen dann dem Lehrer-Account und der Lehrer nimmt jedes einzelne Kontaktgesuch an.
  4. Noch mal per Rundmail checken, ob alle „richtigen“ an Bord sind (Zuordnung Name >> Account).
  5. Dann kann man selbst anfangen, die TikTok-Schnipsel zu versenden.

Mögliche Inhalte für 15 Sekunden:

  • Begrüßung, soziales Plaudern, sich einfach mal blicken lassen
  • Aufgreifen aktueller Ereignisse
  • Stoff der neuen Woche benennen

Längere Videos (in der App kann man auf 60 Sekunden umstellen): •

  • Inhalte und Arbeitsergebnisse der letzten Woche zusammenfassen Eingesendete Fragen für alle beantworten (wenn sie mehrfach kamen oder als wichtig angesehen wurden)
  • No Go: Man verplaudert sich und teilt seinen Sermon in 4 bis 8 Teile. Nonono!

Methode #9: Das digitale Gruppenpuzzle

Auch diese bewährte Methode lässt sich relativ einfach auf die digitale Welt übertragen:

Ein Thema wird in X Unteraspekte zerlegt, z. B. die Industrialisierung in Auslöser/Zeit davor

  • Wichtige Ereignisse
  • Wirtschaftliche Aspekte
  • Soziale Aspekte
  • Technische Aspekte

Dann werden so viele Gruppen gebildet, wie es Aspekte gibt (im Beispiel also 5 – Gruppen vorher selbst festlegen, das funktioniert in der Selbstorganisation nicht! Auch günstig: einen Gruppensprecher bestimmen, der Rückfragen stellt, sonst kommt jeder einzeln an). Jede Gruppe bekommt Material zu ihrem Aspekt und soll sich diesen erarbeiten, also Texte lesen, Videos dazu ansehen, Kernfragen beantworten. Die Aufgabe jeder Gruppe ist außerdem, das Material für die Klassenkameraden gut aufzubereiten, z. B. in Form einer Wissenslandkarte, wie zuvor beschrieben – je nach Thema auch mit begleitenden Stichpunkten/Notizen.

Das Gruppenergebnis wird nun eingereicht.

Das Ergebnis ist ein Dokument, in dem alle fünf Karten zusammengefasst werden (PDF) und wiederum an alle verschickt werden.

Anschließen können sich weitere Aktionen wie z. B. Bewertung, welche Landkarte am besten gelungen ist oder eine Fragenliste zu den jeweiligen Karten, weil doch nicht alles selbsterklärend war.

Hope that helps!

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Für Lehrer: Methoden, Digitalgedöns, TikTok
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