Hey Schulsystem, was ist mit der Schulpflicht?

Liebes Schulsystem,

viele Diskussionen sind um die Schulpflicht in Deutschland schon geführt worden. Ich will gar nicht in die rechtlichen Details gehen, denn jedes andere Land der Welt hat auch Möglichkeiten dafür geschaffen, Kinder (phasenweise) daheim zu unterrichten – unter bestimmten Vorausetzungen und Auflagen. Erzähl mir also nicht, dass das nicht geht. Wir sind quasi das einzige Land, das sich diesen Käse noch leistet. Und das in Zeiten, in denen in der Arbeitswelt (vielleicht auch situationsbedingt) die große Loslösung vom Präsentismus stattfindet. Aber: Versteh mich nicht falsch:

Unterrichtspflicht, ja bitte!

Kinder sollen und müssen so gut wie möglich ähnliche Chancen auf erfolgreiche Teilhabe im Leben in unserer Gesellschaft haben und eine gute Ausbildung ist die Basis dafür. Haken dran.

Mit Grimm und Ärger denke ich daran, wie Du Kindern den Besuch der Beerdigung der Großmutter, die weiter weg stattfindet, versagst. Auf Anfrage bei der Schule zur Freistellung hieß es: Geht nicht, ist ein Schultag. Du hast mich als Mutter zum Lügen gezwungen – schön ist das nicht.

Oder dass es so weit gekommen ist, dass Familien, die zwei Tage früher in den Urlaub starten wollen, von der Polizei an Zoll/Grenze/Flughafen abgefangen werden. Weil: Geht nicht, ist ein Schultag.

Und dann kam Corona…

Dein Kontrollwahn wurde von einem Virus in die Knie gezwungen. Eltern sind zu Co-Lehrern geworden und alle rudern, so gut es geht, durch diese Zeit. Deine Forderung auf Anwesenheit im Schulgebäude und Deine Verpflichtung, in dieser Zeit mit der wertvollen Zeit unserer Kinder sinnvolle Dinge zu tun, kollidieren mit quasi allem, was ich in den letzten Wochen erlebt habe.

Dass Du momentan Schüler*Innen und ihren Familien dieses lustige #HomeSchooling aufzwingst (weil es nicht anders geht), das Du jahrelang notfalls mit Polizeieinsätzen bekämpft hast, ist schlichtweg antiquiert. Ein Relikt aus trüberen Zeiten, in denen man sichergehen wollte, dass einem auch kein Kind durch die ideologisch gebräunten Lappen geht – und eins, das dringend weg muss.

Ich hab’s drauf!

Ich hab in den letzten Woche gezeigt, dass ich’s drauf habe, meinen Nachwuchs zu unterrichten. Wir haben uns durch endlose eingescannte Zettel, unverständliche Aufgaben, einen Wust aus Anforderungen, Fristen, Ausnahmen und vieles mehr gekämpft. Wir haben’s im Griff. Also komm mir nicht in ein paar Monaten und poche auf Schulpflicht. Ich habe geliefert, und Du nicht.

Denk da mal drüber nach.